Würzburg/Main (Unterfranken/Bayern)
Die unterfränkische Großstadt Würzburg ist mit derzeit ca. 130.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt im Freistaat Bayern (historische Karte von Franken, um 1150, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Würzburg', aus: ortsdienst.de/bayern/landkreis-wuerzburg).
Bereits um 1100 hatten sich Juden in Würzburg niedergelassen; vermutlich waren sie aus rheinischen Städten wegen der dortigen Massaker von 1096 hierher geflohen. 1147 vernichtete ein Pogrom in Würzburg die hier siedelnden Juden. In einer Chronik heißt es dazu: „ ... Ohne Zögern und ohne Mitleid wurden alt und jung, Frauen und Kinder unterschiedslos niedergemacht. “
In der zweiten Hälfte des 12. und im 13. Jahrhunderts stand die mittelalterliche jüdische Gemeinde Würzburgs in voller Blüte. Zahlreiche Familien lebten in der Gegend der heutigen Schustergasse, des Schmalzmarktes und des Oberen Marktes, damals als „platae Judaeorum” bezeichnet; Mittelpunkt des jüdischen Viertels war die 1170 erstmals erwähnte Synagoge.
Das jüdische Viertel (Radierung von 1572, Ausschnittsvergrößerung, aus: R. Flade)
jüdischer Friedhof mit X markiert (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Zu Beginn des 12.Jahrhunderts befand sich das „Judenkirchhöflein“ nahe des Schmalzmarkts (in der heutigen Blasiusgasse). Nachdem dieses Begräbnisgelände belegt war, kaufte ein wohlhabender Jude im Jahre 1147 ein Grundstück im Pleicher Viertel und legte hier einen neuen Friedhof an; auf diesem Areal wurden zahlreiche Juden begraben. Entweder in den Jahren nach der Judenverfolgung (1349) oder in den Jahren zwischen 1429 und 1446 wurde dieser Friedhof zerstört: Ein großer Teil der Grabsteine wurde abgeräumt und für städtische Bauwerke weiter verwendet.
Anm.: Auf dem Gelände des Pleicher Friedhofs ließ Fürstbischof Julius Echter 1576 das Juliusspital errichten. Seit 2013 erinnert hier eine Skulptur des Bildhauers Kurt Grimm an die einstige Nutzung als mittelalterliche jüdische Begräbnisstätte
An der Spitze der jüdischen Gemeinschaft Würzburgs stand ein Gremium von zwölf Männern, das im Namen der gesamten Würzburger Judenschaft handelte. An der um 1200 in Würzburg eingerichteten talmudischen Hochschule wirkten bedeutende jüdische Gelehrte. Im christlichen Dietrich-Spital wirkte um 1220 der jüdische Arzt Süßkind, der vermutlich mit dem Minnesänger Süßkind von Trimberg identisch ist.
'Süßkind der Jude von Trimberg', aus: wikipedia.org, gemeinfrei
sog. „Vogelkopf-Hagadah“ vermutlich aus dem Raume Würzburg, um 1300 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Dem sog. „Rindfleisch-Massaker” - Tausende Juden in den süddeutschen Städten wurden erschlagen - fielen allein in Würzburg etwa 900 Menschen zum Opfer; diese Bluttat fand in mehreren Klageliedern ihren Niederschlag.
Als Jahrzehnte später (1336) die marodierenden Haufen des Ritters Arnold von Uissigheim (sog. Ritter Armleder) sich auch Würzburg zuwandten, nahmen der Magistrat und die Bürgerschaft die jüdische Bevölkerung Würzburgs in ihren Schutz und drohten gleichzeitig allen Sympathisanten der Erhebung mit dauernder Ausweisung aus der Stadt.
aus: "Bischofschronik" von Lorenz Fries, Universitätsbibliothek Würzburg
Nur wenige Jahre später besiegelte der Pestpogrom von 1349 das Ende der einst blühenden mittelalterlichen jüdischen Gemeinde von Würzburg.
Aus der Würzburger Bischofschronik:
„ ... und gingen die Christen so grausam und unerbermiglich mit ihnen umb, das etliche Juden zu wirtzburg, die auch mit Recht angetzogen wurden (Anm.: vor Gericht beklagt) und nit allain die strenge der echten, Sunder auch der gemeinen Burgere toben forchteten, am dinstagacht tag nach ostern früe ire aigene heüsere, die si zuüor wol versperet heten, anzündeten und sich selbs auch ire weib und kinde und darzu alle ire hab und gütere mit inen verbranten ...”
Verbrennung der Juden (aus: „Würzburger Bischofschronik“ des Lorenz Fries, Stadtarchiv Würzburg)
Anm.: Lorenz Fries (Laurentius Frisius) war fürstbischöflicher Sekretär, Rat und Archivar in Würzburg und gilt als der bedeutendste fränkische Geschichtsschreiber des 16. Jahrhunderts. Seine Hauptwerke sind die "Würzburger Bischofs-Chronik" und "Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken". Die Würzburger Bischofschronik reicht bis ins Jahr 1495, wurde darüber hinaus jedoch bis ins 18. Jahrhundert hinein von verschiedenen Schreibern fortgeführt.
Als Buße für den Mord an den Würzburger Juden ließ der Würzburger Bischof Gebhard von Schwarzenburg 1378 an der Stelle der alten Synagoge die Marienkapelle errichten. Eine Gedenktafel erinnert heute noch daran:
"Wirtzburg" auf einer Karte von ca. 1585 (Abb. aus: schweinfurtfuehrer.de)
In den folgenden Jahrhunderte wurde die Ansiedlung von Juden in Würzburg mal geduldet, mal wurden sie vertrieben; zeitweiligen Schutz erhielten nur die sehr wenigen Familien, die über ein bestimmtes Vermögen verfügten und den Herrschenden meist als ‚Hoffaktoren’ und Finanziers zu Diensten waren.
Seit Anfang des 18.Jahrhunderts entwickelte sich Heidingsfeld, heute in Würzburg eingemeindet, zum jüdischen Zentrum in Unterfranken; hierhin waren diejenigen Juden geflüchtet, die aus Würzburg und anderen Städten vertrieben worden waren bzw. dort keine Schutzbriefe erhalten hatten. In Heidingsfeld existierte bereits ab dem 13.Jahrhundert eine jüdische Gemeinde; ab 1695 war es Sitz des Oberrabbinats. Ende des 18.Jahrhunderts errichtete die jüdische Gemeinde in Heidingsfeld eine imposante Synagoge im Barockstil. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts zählte die jüdische Gemeinde in Heidingsfeld etwa 600 Mitglieder.
[vgl. Heidingsfeld (Bayern)]
Am Mainufer in Würzburg zu Beginn des 19.Jahrhunderts - Stich (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Gegen den Widerstand des Magistrats erhielt 1803 die erste jüdische Familie wieder von der bayrischen Regierung ein Niederlassungsrecht in Würzburg; weitere folgten zögerlich nach. Im Zuge der sog. „Hepp-Hepp-Krawalle“ 1819 - diese Verfolgungswelle nahm in Würzburg ihren Ausgang - wurden Wohnungen, Geschäfte und Warenlager jüdischer Familien stark in Mitleidenschaft gezogen; der städtische Mob zog marodierend durch die Straßen und zwang die wenigen jüdischen Familien zur Flucht ins Umland. Gesteuert und in Szene gesetzt wurden die Tumulte von Kreisen des Würzburger Handels, denen die neue Konkurrenz ein Dorn im Auge war. Nach Ende der antijüdischen Ausschreitungen kehrten alle Würzburger Juden wieder in die Stadt zurück, nachdem sie mehrere Tage unter Schutz des Militärs vor der Stadt im Freien kampiert hatten.
Die neuzeitliche Würzburger Kultusgemeinde wurde offiziell 1836 gegründet. Die Stadt entwickelte sich seitdem zum geistigen und religiösen Mittelpunkt der fränkischen Juden und zum Zentrum des orthodoxen deutschen Judentums. Als Rabbiner in Würzburg amtierten: Abraham Bing (1813-1840), Seligmann Bär Bamberger (1840-1878), Nathan Bamberger (1878-1919), Dr. Siegmund Hanover (1920-1939) und Dr. Selig S. Auerbach (als zweiter Rabbiner: 1932-1934).
Abraham Bing (geb. 1752 in Frankfurt/M.) war nach seiner Rabbiner-Ausbildung zunächst Talmudlehrer in Frankurt, danach Lehrer für jüdische Religion in Offenbach/Main. In den Jahren 1778 bis 1796 übte er das Richteramt am Beth Din (Gerichtshof) in Frankfurt aus. In seinen letzten vier Lebensjahrzehnten amtierte Abraham Bing als gewählter Landesrabbiner in Würzburg und fungierte dort zeitweilig als Leiter der dortigen Jeschiwa. Er war einflussreicher Vertreter der Orthodoxie und entschiedener Gegner des damals aufkommenden Reformjudentums. 1841 verstarb Abraham Bing in Würzburg und wurde als erster Würzburger Jude auf dem israelitischen Friedhof in Höchberg beerdigt - wie zahlreiche Rabbiner nach ihm.
Unter ihrem Oberrabbiner Seligmann Bär Bamberger erlangte die Würzburger Gemeinde Weltruf.
Als Sohn eines Kleinhändlers wurde Seligman Bär Bamberger 1807 in Wiesenbronn/bei Kitzingen geboren und wuchs hier in den Traditionen des fränkischen orthodoxen Landjudentums auf. Nach fünfjährigem Besuch der Jeschiwa in Fürth kehrte Bamberger in sein Heimatdorf zurück. Nach seiner Heirat (mit der Tochter des Fuldaer Rabbiners) widmete er sich wieder seinen Studien. Öffentlich in Erscheinung trat er erstmals 1836, als er bei einem Disput vehement die Position der jüdischen Orthodoxie vertrat. Vier Jahre später übernahm er das Amt des Würzburger Rabbiners. In erster Linie war er um die religiöse Erziehung der Jugend bemüht. Bamberger leitete in Würzburg eine eigene Jeschiwa, gründete 1856 die private „Israelitische Erziehungs- und Unterrichtsanstalt“ und errichtete 1864 ein Seminar zur Lehrerausbildung an traditionell jüdischen Schulen.
Gedenktafel am Campus derAlten Universität (Abb. aus: wikipedia.org)
Der „Würzburger Raw“ starb 1878 während des Gottesdienstes; sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Höchberg.
Ausschreibung der Rabbinatsstelle (aus: "Allgem. Zeitung d. Judentums", 20.Jan.1880)
Sein Sohn, Nathan Bamberger (geb. 1842 in Würzburg) führte nach dem Tod seines Vaters (1878) dessen Amt als Würzburger Distriktrabbiner weiter. Während seiner vier Jahrzehnte andauernden Amtszeit engagierte sich der strenggläubige Nathan B. für das Wohlfahrtswesen innerhalb der Gemeinde. Zudem unterstützte er den Aufbau jüdischer Gemeinden in Palästina, indem er erhebliche Gelder ihnen zukommen ließ. Loyal gegenüber der bayrischen Monarchie und dem deutschen Kaisertum rief er die Mitglieder der jüdischen Gemeinde während des Ersten Weltkrieges zur Zeichnung von Kriegsanleihen auf. Nathan Bamberger verstarb 1919 an seiner Wirkungsstätte in Würzburg.
Gottesdienste wurden zunächst in sieben Haussynagogen wohlhabender Würzburger Juden abgehalten. 1831 wurde ein gemeinsamer Betsaal angemietet, der sich aber bald als zu klein erwies. Zwischen 1838 und 1841 errichtete die man in der Domerschulstraße einen großen Synagogenbau.
Programmablauf bei der Synagogeneinweihung (Deckblatt):
aus: „Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 2.Okt. 1841
Stellenausschreibungen der Würzburger Kultusgemeinde:
Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1879, vom 23.Juli 1891 und vom 19.Juni 1893
Seit der Jahrhundertwende verfolgte die jüdische Gemeinde den Plan des Baues einer neuen Hauptsynagoge; der 1903 gegründete Synagogen-Neubau-Verein sammelte in den Folgejahren Spendengelder. 1912 waren die Vorbereitungen so weit gediehen, dass mit dem Bau der neuen Synagoge hätte beginnen werden können. Doch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die Inflationszeit zerschlugen sich die Pläne. Schließlich entschloss sich die Gemeinde zu einem größeren Umbau bzw. einer Renovierung der bisherigen Hauptsynagoge in der Domerschulstraße; im September 1926 konnte die Wiedereinweihung der Synagoge gefeiert werden.
Innenansicht der renovierten Synagoge (hist. Aufn., Stadtarchiv)
Für die Gemeindemitglieder aus Osteuropa wurde 1924 eine „Wochentags-Synagoge“ eingerichtet.
Seit 1864 bestand in Würzburg die „Israelitische Lehrerbildungsanstalt“, die im Sinne jüdischer Orthodoxie ausbildete und deren Absolventen in allen orthodoxen Gemeinden Europas Ansehen genossen. Die Anstalt bestand bis in die 1930er Jahre.
Israelitische Lehrerbildungsanstalt (Bibrastraße) aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21.Febr. 1924
Anfang der 1880er Jahre erhielt die jüdische Gemeinde vor der Stadt (im heutigen Stadtteil Lengfeld) eine Begräbnisstätte zugewiesen; in den Jahrzehnten zuvor waren verstorbene Würzburger Juden auf den israelitischen Friedhöfen der Landgemeinden in Heidingsfeld und Höchberg bestattet worden.
Drei Jahre nach Eröffnung des Friedhofs erwarb eine mit der Isr. Kultusgemeinde eng verbundene Stiftung ein Gebäude in der Dürerstraße und richtete darin ein Krankenhaus ein; 1892 wurde im Anbau das erste jüdische Altersheim Würzburgs ("Pfründnerhaus") eingeweiht.
Israelitisches Krankenhaus u. Altersheim (hist. Aufn., Stadtarchiv)
Juden in Würzburg:
--- um 1300 ...................... ca. 800 Juden,
--- 1450 ......................... ca. 20 " ,
--- 1547 ............................ 7 jüdische Familien (ca. 30 Pers.),
--- 1803 ............................ 3 " " ,
--- 1808 ............................ 16 " " ,
--- 1810 ............................ 29 “ “ ,
--- 1828 ............................ 218 Juden,
--- 1836 ............................ 259 " ,
--- 1848 ............................ 473 “ ,
--- 1871 ............................ 1.518 “ ,
--- 1880 ............................ 2.271 “ ,
--- 1900 ............................ 2.567 “ (ca. 4% d. Bevölk.),
--- 1910 ............................ 2.514 “ ,
--- 1925 ............................ 2.265 “ ,
--- 1933 ............................ 2.145 “ (ca. 2% d. Bevölk.),
--- 1936 (Jan.) ..................... 2.200 “ ,
--- 1937 (Jan.) ..................... 1.490 “ ,
--- 1939 (Mai) ...................... 1.081 “ ,
(Nov.) ..................... 930 “ ,
--- 1942 (Febr.) .................... 593 “ ,
--- 1943 (Juni) ..................... 29 “ ,
--- 1945 ............................ 59 " ,
--- 1961 ............................ 129 “ ,
--- 1970 ............................ 149 “ ,
--- 1989 ........................ ca. 180 " ,
--- 2005 ........................ ca. 800 " .
Angaben aus: Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, S. 433
und Roland Flade, Die Würzburger Juden - Ihre Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart
und Synagogen-Gedenkband Bayern (Unterfranken), Band III/1, Mehr als Steine ...., S. 545
Mainbrücke mit Blick auf die Stadt, um 1895 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei) - Domstraße (aus: Sammlung P.K.Müller, in: wikipedia.org CC BY-SA 4.0)
Kaiserstraße - Haupteinkaufsstraße (Bildarchiv Weppert)
Die Mehrheit der in Würzburg ansässigen Juden war im Handel und in freien Berufen tätig. Eine herausragende Bedeutung besaß für die jüdischen Familien der hiesige Weinhandel; so zählte man in der Stadt im Jahre 1920 allein ca. 90 in jüdischem Besitz befindliche Wein- u. Spirituosenbetriebe (von insgesamt 166 Betrieben); das größte Unternehmen seiner Art war die Weingroßhandlung von Max Stern.
Max Stern (geb. 1883 in Würzburg), Sohn des Weingroßhändlers Joseph Stern, baute in der Zwischenkriegszeit die Fa. Würzburger Weinvertrieb (Domschulstraße) zu eines der größten Weinhandelsunternehmen der Region aus. Antisemitische Anfeindungen zwangen Max Stern dazu, seinen gesamten Besitz zu verkaufen; kurz vor der „Reichskristallnacht“ emigrierte er mit seiner Familie in die USA. Dort leitete er in New York bis zu seinem Tode (1956) ein größeres Versicherungsbüro.
Im Jahre 1898 gründete Siegmund Ruschkewitz ein Warenhaus, das sich zunächst am Dominikanerplatz und später in der Schönbornstraße befand; es entwickelte sich bald zu einem der bedeutendsten Textilgeschäfte in Unterfranken. Ende der 1920er Jahre expandierte die Firma, indem das Sortiment erweitert wurde; nicht nur Textil- u. Haushaltswaren, sondern auch Lebensmittel, Schallplatten und Spielwaren wurden nun verkauft. Im Zuge der „Arisierung“ jüdischer Firmen erwarb der Jungunternehmer Josef Neckermann 1935 von Siegmund Ruschkewitz dessen Textilkaufhaus sowie das dazugehörige Niedrigpreisgeschäft "Merkur" mit seinen ca. 150 Angestellten und Außendienstmitarbeitern). Der Kaufpreis von 100.000 RM lag dabei weit unter Wert. - Siegmund Ruschkewitz zog mit seiner Frau Anfang 1936 nach Berlin; von hier versuchten sie nach Palästina zu emigrieren. Beide verstarben an Thypus Ende 1940 auf einem illegalen Flüchtlingsschiff, dem die Landung in Palästina verweigert wurde; ihre Gräber befinden sich in Heraklion/Kreta.
Ende der 1920er Jahre verstärkten sich die antisemitischen Aktivitäten der nationalistischen Studentenbünde der Universität Würzburg; bald kam es zu ersten Gewalttätigkeiten und Übergriffen gegen die Juden. Bei einer im November 1930 gemeinsam mit der NSDAP durchgeführten antijüdischen Demonstration wurden 14 Juden verletzt.
Anm.: Im Rahmen eines Auftritts der aus der UdSSR stammenden jüdischen Theatergruppe „Habima“ hatte die hiesige NSDAP-Ortsgruppe mit einem Flugblatt („Kulturbolschewismus in Würzburg“) mobil gemacht und auch Resonanz gefunden: Eine Menschenmenge, darunter vor allem Halbwüchsige, hatte sich vor dem Theater eingefunden, um gegen „die Kulturschande“ für „deutsche Art und Kultur“ zu demonstrieren („Nieder mit all den Juden, raus mit den Hebräern! Schlagt sie tot!“). Nach der Theater-Vorstellung konnte auch herbeigerufene Polizei die grölende aggressive Menge nicht zurückhalten, so dass Theaterbesucher Beschimpfungen und Tätlichkeiten über sich ergehen lassen mussten.
Schon kurz nach Beginn der NS-Herrschaft ereigneten sich - Anfang/Mitte März 1933 - gewalttätige antijüdische Unruhen; so wurden Juden zusammengeschlagen und auf Weisung der städtischen Behörden jüdische Warenhäuser kurzzeitig geschlossen.
Am 1.April 1933 marschierten SA- und SS-Angehörige vor jüdischen Geschäften, Arztpraxen und Anwaltskanzleien auf und kennzeichneten diese durch schwarze Plakate mit gelben Flecken. Der Gauleiter Dr. Hellmuth hatte tags zuvor bei einer Massenveranstaltung auf dem Würzburger Marktplatz die NSDAP-Anhängerschaft auf den Boykott jüdischer Einrichtungen eingeschworen.
Aus dem „Würzburger Generalanzeiger” über den Verlauf der „Boykottaktion“ am 1.4.1933:
... Schlag 10 Uhr marschierten am Samstag vereinbarungsgemäß vor den jüdischen Warenhäusern Würzburgs, vor den jüdischen Geschäften und Läden SS.- und SA.-Leute auf. Schlag 10 Uhr hingen schwarze Plakate mit gelben Flecken an den Türen der Geschäfte. Schlag 10 Uhr bewegten sich große Menschenmassen durch die Hauptverkehrsstraßen der Stadt, stauten sich vor den boykottierten Länden und warteten der Dinge, die da kamen. Einige jüdische Geschäfte, die es noch nicht vorgezogen hatten, das eiserne Gitter herunterzulassen, hielten noch eine Zeit lang ihre Ladentüren geöffnet, um dann die Zwecklosigkeit einzusehen. Kein Mensch betrat die Geschäfte, die als jüdisch gekennzeichnet ... waren. ’Aufklärung’ seitens der Posten war daher nicht notwendig. Im übrigen verlief die Boykottaktion in ruhigen Bahnen. ... An den Eingängen zum Gerichtsgebäude verwehrten Plakate jüdischen Rechtsanwälten den Zutritt zum Gerichtsgebäude. ... An den Türen der Häuser, in denen jüdische Rechtsanwälte und Aerzte ihre Praxis ausübten, standen ebenfalls Posten ...
Als in den folgenden Monaten der Wirtschaftsboykott gegen die jüdischen Kaufleute immer größere Ausmaße annahm, schuf die Gemeinde ein „Komitee für Hilfe und Aufbau“; Ziele dieser Organisation waren Beratung und materielle Unterstützung in Fragen der Berufsausbildung und Auswanderung für diejenigen, die ihren Beruf hatten aufgeben müssen.
Die ersten ca. 200 jüdischen Emigranten verließen Würzburg bereits im ersten Jahr der NS-Herrschaft; unter ihnen waren Anhänger der Linksparteien, Zionisten und „Ostjuden“, aber auch Jugendliche, die keine berufliche Perspektive für sich mehr sahen.
1934 wurden die Käufer per Lautsprecher aufgefordert, nur in „deutschen Geschäften” einzukaufen. Allen nichtjüdischen Geschäftsleuten wurde mit Verlust von Steuervergünstigungen gedroht, sollten sie ihre geschäftlichen Beziehungen zu Juden nicht abbrechen. Im Herbst 1935 verbot die Würzburger Verwaltung jedweden Zuzug auswärtiger Juden in die Stadt. Mit zahllosen Verboten und Geboten wurden die Juden Würzburgs nach und nach ins gesellschaftliche Abseits gedrängt. 1938/1939 stieg die Zahl der jüdischen Auswanderer in Würzburg auf fast 800 Personen, die meisten blieben in Europa, viele zog es nach Palästina oder in die USA.
Wie in anderen deutschen Städten wurde Ende Oktober 1938 versucht, Juden mit polnischen Pässen nach Polen abzuschieben, doch vergeblich: die „Staatenlosen“ kehrten wieder zurück.
Der Auflösungsprozess der Würzburger Jüdischen Gemeinde beschleunigte sich nach den Vorgängen während des Novemberpogroms von 1938.
Am Morgen des 10.November versammelten sich etwa 1.000 SA-Angehörige auf dem Fußballplatz. Ihnen wurde befohlen, Häuser und Wohnungen von Juden zu verwüsten und deren Bewohner festzunehmen; gruppenweise fielen sie in die Wohnungen ein und zerschlugen das Inventar, das teilweise auch geplündert wurde; auch Geschäfte zahlreicher Juden wurden zerstört. Die Synagoge in der Domerschulstraße wurde wegen der Gefährdung angrenzender Häuser nicht in Brand gesetzt, allerdings ihr gesamtes Inventar zertrümmert und anschließend im Synagogenhof verbrannt. Auch in der „Wochentags-Synagoge“ wurde am gleichen Tage die Inneneinrichtung mitsamt der Kultgeräte zerstört. Das jüdische Lehrerseminar Würzburgs wurde ebenfalls von SA-Trupps überfallen. Etwa 130 jüdische Männer, darunter auch solche aus Nachbargemeinden,verbrachte die Gestapo nach zweitägiger Gefängnishaft ins KZ Buchenwald; wenige Tage später verließ ein weiterer Transport mit etwa 160 Personen Würzburg in Richtung Dachau.
Das „Fränkische Volksblatt” berichtete am 11.11.1938:
... Nach Bekanntwerden des Ablebens des durch feige jüdische Mörderhand niedergestreckten deutschen Diplomaten Pg. vom Rath haben sich im ganzen Reich spontane judenfeindliche Kundgebungen entwickelt. ... Im Laufe des vergangenen Tages zogen die Würzburger in dichten Mengen an den beschädigten jüdischen Geschäftshäusern vorbei und konnten feststellen, daß nur Beschädigungen, jedoch keinerlei Plünderungen stattgefunden hatten. In begreiflichem Zorn war auch das Inventar der Synagoge zerstört worden; die Synagoge zu Würzburg-Heidingsfeld ist gestern morgen niedergebrannt. Wie wir erfahren, wurden viele Juden zu ihrer eigenen Sicherheit in Schutzhaft genommen, ...
Das Synagogengebäude in der Domerschulstraße benutzte die NSDAP nach dem Pogrom als Parteibüro, bis es im März 1945 durch einen Bombentreffer völlig zerstört wurde.
In den Gebäuden des Lehrerseminars brachte die jüdische Gemeinde nun Glaubensgenossen unter, die aus der dörflichen Umgebung in Würzburg Zuflucht gesucht hatten. Zwischen 1933 und 1942 wanderten insgesamt mehr als 1.600 Würzburger Juden aus; fast 700 Personen waren in andere deutsche Städte verzogen. Anfang des Jahres 1942 mussten die wenigen noch in Würzburg verbliebenen Juden ihre Wohnungen räumen und ins „Judenhaus“ auf dem israelitischen Friedhof ziehen; die Bewohner lebten hier unter engsten Bedingungen. Auch das jüdische Krankenhaus diente als Unterkunft.
Die erste Deportation war bereits Ende November 1941 erfolgt: In der Würzburger Schrannenhalle sammelte die Gestapo etwa 200 Juden der Stadt, um sie vom Bahnhof Aumühle in Grombühl nach Nürnberg-Langwasser und wenige Tage später nach Riga zu verfrachten. Im März und April 1942 wurden von Kitzingen aus weitere Juden - darunter auch Juden aus der Umgebung Würzburgs - nach Izbica bei Lublin deportiert; auch Theresienstadt und Auschwitz waren Ziele der Transporte. Vom Verladebahnhof Aumühle wurden zwischen 1941 und 1943 insgesamt fast 1.800 Personen in die Vernichtungslager deportiert und dort fast ausnahmslos ermordet.
Datum |
Ausgangsort |
Pers. Main- franken |
Zwischenhalt |
weitere Pers. |
Gesamtzahl |
Zielort |
Überlebende Mainfranken | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. |
27.11.1941 |
Würzburg |
202 |
Nürnberg |
806 |
1.008 |
Riga- Jungfernhof |
16 |
2. |
24.03.1942 |
Kitzingen |
208 |
Nürnberg |
792 |
1.000 |
Izbica |
0 |
3. |
25.04.1942 |
Würzburg |
852 |
Bamberg |
103 |
955 |
Krasniczyn |
0 |
4. |
10.09.1942 |
Würzburg |
177 |
Nürnberg |
823 |
1.000 |
Theresienstadt |
10 |
5. |
23.09.1942 |
Würzburg |
563 |
Hof |
118 |
681 |
Theresienstadt |
33 |
6. |
17.06.1943 |
Würzburg |
57 |
Nürnberg |
16 |
73 |
Auschwitz-Birkenau |
0 |
7. |
17.06.1943 |
Würzburg |
7 |
Nürnberg |
29 |
36 |
Theresienstadt |
1 |
8. |
17.01.1944 |
Würzburg |
2 |
Nürnberg |
13 |
15 |
Theresienstadt |
0 |
Ges. |
2.068 |
2.700 |
4.768 |
60 |
Quelle: Elmar Schwinger, Deportation und Vernichtung - das Ende der mainfränkischen Juden 1941-1944, in: Rotraud Ries/Elmar Schwinger (Hrg.), Deportationen und Erinnerungsprozesse in Unterfranken und an den Zielorten der Transporte, Würzburg 2015, S. 11-50
Juden aus Würzburg und Umgebung auf dem Weg zum Sammelpunkt - Gepäckverladung Bahnhof Aumühle (Stadtarchiv Würzburg)
In einem „Abschlussbericht“ der Würzburger Gestapo vom 6.August 1943 hieß es: „ ... Am 17.Juni 1943 sind auf Grund des Erlasses des Reichssicherheitshauptamtes vom 21.Mai 1943 64 Juden aus Würzburg abgewandert. Mit diesem letzten Transport sind sämtliche nach den ergangenen Richtlinien abzuschiebenden Juden aus Mainfranken abgewandert. ..”
Die jüdische Gemeinde von Würzburg hörte offiziell am 22.September 1942 auf zu existieren. Noch einen Tag zuvor war es Gemeindemitgliedern gelungen, unbemerkt von den NS-Behörden, eine Kiste mit 25 Thorarollen auf dem jüdischen Friedhof zu begraben.
In Würzburg verblieben nur sehr wenige „in Mischehe“ verheiratete Juden.
Mit nur 59 Mitgliedern, nämlich 21 aus Theresienstadt zurückgekehrten Würzburgern, 19 sog. Displaced Persons und einigen Angehörigen ehemaliger Landgemeinden entstand im November 1945 eine neue jüdische Gemeinde in Würzburg. Die kleine Gemeinde unter ihrem Vorsitzenden Max Fechenbach und in Nachfolge David Rosenbaum kümmerte sich zunächst um die Lebensbedürfnisse der wenigen Rückkehrer; dabei wurde sie durch die US-Besatzungsbehörden unterstützt.
Die Israelitische Kultusgemeinde Würzburg, deren Einzugsgebiet sich heute auf ganz Unterfranken erstreckt, richtete 1970 in der Valentin-Becker-Straße, auf dem Gelände des jüdischen Altersheims, eine neue Synagoge ein. Im Innern des Gotteshauses erinnert eine Gedenktafel an die verfolgten und ermordeten Juden der Stadt Würzburg.
Am heutigen Diözesanarchiv ist eine Bronzetafel zur Erinnerung an die Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg mit einer reliefartigen Darstellung von Synagoge, Gemeindehaus sowie umgebenden Hof angebracht.
Gedenktafel (Aufn. J. Hahn, 2009)
Im ehemaligen jüdischen Altersheim in der Valentin-Becker-Straße wurde 1987 ein „Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte in Unterfranken” eröffnet; seit 2011 trägt es den Namen von Dr. Johanna Stahl. Das Zentrum versteht sich als Ort der Sammlung regionaler jüdischer Kultur und der Forschung.
Anm.: Johanna Stahl (geb. 1895) gehörte zu den ersten akademisch gebildeten Frauen in Würzburg; sie arbeitete als Journalistin bei der Frankfurter Zeitung, war politisch tätig, kämpfte für die Rechte der Frauen und engagierte sich schließlich unter der NS-Diktatur an zentraler Stelle in der jüdischen Selbsthilfe. Im Juni 1943 wurde sie deportiert und in Auschwitz ermordet.
Nach dem langjährigen Vorsitzenden der Würzburger Nachkriegsgemeinde, David Schuster (geb. 1910 in Bad Brückenau, gest. 1999), wurde eine der Realschulen der Stadt Würzburg benannt. Während seiner Amtszeit als Gemeindevorsitzender (1958-1996) war er maßgeblich für die Konsolidierung und den systematischen Ausbau der Kultuseinrichtungen verantwortlich.
Auch das Projekt „Shalom Europa“ trägt wesentlich seine Handschrift. Ende 2001 wurde der erste Spatenstich dafür getan. Im Oktober 2006 wurde es in Anwesenheit von Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Zentralrates der Juden, und des bayrischen Ministerpräsidenten als Gemeinde- und Kulturzentrum offiziell eingeweiht und in Betrieb genommen.
„Shalom Europa“ (Aufn. J. Hahn/J. Hanke)
Gegenwärtig zählt die Kultusgemeinde, die sich zumeist aus Kontingentflüchtlingen aus Teil der ehemaligen UdSSR zusammensetzt, etwa 1.000 Angehörige (Stand 2016).
An der Domerschulstraße informiert eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:
Hier stand die 1837 erbaute und am 9.11.1938
durch die damaligen Machthaber zerstörte Synagoge
der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg
Aus dem Abrissschutt eines Gebäudes im Würzburger Stadtteil Pleich wurden 1987 die sog. „Judensteine“ geborgen; dabei handelte es sich um ca. 1.500 jüdische Grabsteine bzw. -fragmente aus der Zeit zwischen 1125 bis ca. 1350.
Diese weltweit größte Hinterlassenschaft eines mittelalterlichen Judenfriedhofs thematisierte eine Ausstellung, die im Sommer 2002 im Foyer der Neuen Universität Würzburg gezeigt wurde. Diese „Judensteine aus der Pleich“ bezeugen eine bisher in diesem Ausmaß nicht bekannte Blütezeit jüdischen Lebens und jüdischer Gelehrsamkeit in Würzburg zwischen den Jahren 1126 und 1346. Im „Shalom Europa“ fand ein Teil des Steinfundes in dem „Museum der besonderen Art“ seinen Platz.
Mittelalterliche Grabsteine bzw. -fragmente (Museum Shalom Europa, Würzburg)
Auf dem Anfang der 1880er Jahre angelegten (neuen) jüdischen Friedhof – gelegen an der Werner-von-Siemens-Straße/David-Schuster Weg – stehen heute noch eine Vielzahl von Grabsteinen, darunter solche, die in den Jahrzehnten nach Schaffung des Friedhofs aufgestellt worden waren, aber auch solche, die aus jüngster Zeit stammen.
Jüdischer Friedhof: Eingangstor - Friedhofshaus - ältere u. jüngere Grabstätten (Aufn. J. Hahn, aus: alemannia-judaica.de und N., 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Die „Aktion Stolpersteine“ wird in Würzburg von einem Initiativbündnis getragen, das von Einzelpersonen und politischen Einrichtungen getragen wird; von 2006 bis 2024 sind insgesamt mehr als 700 Steine verlegt worden, die an Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnern; damit ist Würzburg die Stadt im Freistaat Bayern, in der derzeit die meisten "Stolpersteine" anzutreffen sind. Allein 40 weitere "Stolpersteine" und eine sog. „Stolperschwelle“ an der Ecke Dürerstraße/Konradstraße (am ehem. jüdischen Krankenhaus u. Altersheim) ergänzten 2021 die bereits zahlreichen verlegten messingfarbenen Steinquader im Stadtgebiet. Diese erinnern an die 1942 von dort deportierten Bewohner und das Personal des jüdischen Krankenhauses sowie der drei jüdischen „Pfründnerheime“; an die verschleppten Bewohner der späteren Sammelunterkünfte erinnern namenlose Steine.
„Stolpersteine“ am Bahnhofsplatz (Aufn. E. Schellenberger, 2014) und Augustinerstr. (Aufn. Z., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
verlegt beim Grafenbeckart und Domerschulstraße (Aufn. B., 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
„Stolpersteine“ in der Sterngasse (Aufn. Johanna-Stahl-Zentrum)
weitere sechs von zahlreichen Gedenkquadern (Aufn. 2013/2017, aus: wikipedia.org,CC BY-SA 4.0)
Am 72.Jahrestag des Novemberpogroms wurde am Friedrich-Ebert-Ring vor dem Haus St. Benedikt (in nächster Nähe befand sich der Sammelpunkt für die zur Deportation bestimmten Personen: die Schrannenhalle) ein Mahnmal eingeweiht, das an die 1941 bis 1943 erfolgten Deportationen erinnert. Das von dem Benediktinerpater Meinrad Dufner geschaffene Kunstwerk - dem früheren Eingang mit Treppe, einer Jugendstilsäule und dem Zaun nachempfunden - trägt im Mauerwerk die Orte der Vernichtungslager und die Deportationsdaten. Auf der Treppe liegen verloren drei einzelne Schuhe – ein Männer-, ein Frauen-, ein Kinderschuh -, die den Anfang des "Weges der Erinnerung" markieren sollen, der zum Verladebahnhof Aumühle führt. Jüngst wurde das Mahnmal wegen eines Bauprojektes um ca. 50 Meter versetzt.
Mahnmal für die Deportationen (Aufn. Ralph Bauer, 2015)
Am Ende des "Erinnerungsweges" - an der Rampe in Aumühle ("DenkOrt Aumühle") - weisen 592 Tafeln auf die Namen der Menschen hin, die am 23. April 1943 mit dem letzten Deportationszug in die Vernichtungslager gebracht wurden. Eigentlich sollte hier ein zentrales Denkmal für die aus Unterfranken deportierten Juden (aus mehr als 100 Gemeinden) entstehen. Die Grundidee des Mahnmal-Projektes besteht darin, dass die Herkunftsorte der Deportierten symbolisch jeweils eine Gepäckstück-Skulptur „erstellen“, die dann Teil des entstehenden Mahnmals (nach dem Entwurf des Würzburger Architekten Matthias Braun) wird. Eine Doublette jedes "Gepäckstückes" verbleibt dann am jeweiligen Ort, in dem diese geschaffen wurde. Inzwischen hat man für den "DenkOrt" einen neuen, geeigneteren Standort gefunden, nämlich den Würzburger Ringpark - eine Grünanlage am östlichen Rand des Bahnhofsvorplatzes. Im Juni 2020 wurde dann das Mahnmal „DenkOrt Deportationen 1941–1944“ offiziell eingeweiht. Bislang beteiligten sich an diesem Projekt etwa 50 unterfränkische Kommunen (Stand: Ende 2020).
Koffer-Skulpturen (Aufn. aus: dpa)
In der Fußgängerzone Spiegelstraße steht die aus Beton gefertigte Koffer-Skulptur, die an die 202 deportierten Würzburger Juden erinnert.
Würzburger "Koffer-Skulptur" (Aufn. Riccardo Altieri, 2020)
Seit 2018 gibt es in Würzburg eine Gedenkstele, die an die von der Nationalsozialisten vertriebenen jüdischen Geschäftsleute in der Kaiserstraße erinnern soll. Auf der von den Architekten Matthias Braun und Juhani Karanka entworfenen Stele sind alle jüdischen Geschäfte dokumentiert, die es einst in dieser Straße gegeben hat. Dem Großteil der betroffenen Geschäftsinhaber war es noch gelungen, in die Emigration zu gehen.
2019 wurde am Marktplatz – dort befand sich im Mittelalter das "Jüdische Viertel" - eine Gedenkstele („Vom Judenplatz zum Marktplatz“) aufgestellt. In deutscher und englischer Sprache werden hier auf einer Tafel am Unteren Markt detaillierte Informationen zur Verfügung gestellt, die über die Historie dieses Standortes Auskunft geben.
Jehuda Amichai – eigentlich Ludwig Pfeuffer – gilt als einer der meist gelesenen modernen israelischen Lyriker. Er wurde am 3.5.1924 als Sohn eines Kaufmanns in Würzburg geboren und wuchs in einer jüdisch-orthodoxen Familie auf, die 1935/1936 nach Palästina emigrierte. Während des Zweiten Weltkrieges kämpfte Amicai in der Jüdischen Brigade der britischen Armee, danach im Palästinakrieg für die Unabhängigkeit Israels. Nach seinem Ausscheiden aus der Armee studierte er an der Hebräischen Universität in Jerusalem (Bibelwissenschaften und hebräische Literatur); im Anschluss arbeitete er als Hochschuldozent für hebräische Literatur. 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman („Nicht von jetzt, nicht von hier“). Seine Bücher sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seine Geburtsstadt Würzburg ehrte ihn 1981 mit dem Kulturpreis der Stadt und benannte 2005 eine Straße nach ihm. Jehuda Amichai verstarb im Jahre 2000 in Jerusalem.
In Rottenbauer - heute Teil der Stadt Würzburg - war im 18. und 19.Jahrhundert eine jüdische Kultusgemeinde beheimatet; erstmals wurde 1682 ein unter dem Schutz des Freiherren von Wolfskeel stehender Jude in Rottenbauer genannt. Bis gegen Ende des 18.Jahrhunderts lebten maximal 20 jüdische Familien im Dorf, die schuldgeldpflichtig gegenüber dem Ortsherrn (den Freiherren/Grafen von Wolfskeel) waren und zudem Abgaben an die Geistlichkeit zu entrichten hatten. Ihre Häuser lagen in der Schulzen- und Wolfskeelgasse, später in der Schmied- u., Zehntgasse und am Kirchplatz.
Bei der Erstellung der Matrikel (1817) waren 17 Familienvorstände aufgelistet, deren Haupterwerb der Vieh- und Kleinhandel war. Die kleine Gemeinde, die im Laufe des 19.Jahrhunderts nie mehr als 80 Personen zählte, verfügte über eine eigene 1764 erbaute Synagoge (mit Schulzimmer u. Lehrerwohnung) und eine Mikwe. Über die Synagoge heißt es in einer Beschreibung des Pfarrers Johann Baptist Kestler: „… Eine eigene, aus ihren Mitteln erbaute Synagoge mit einer lebendigen Hege eingeschlossen ist. Sie ist ganz von steinen ausgeführt und hat oberhalb der Eingangsthür die Jahreszahl 1764 ...“
Verstorbene wurden auf dem Bezirksfriedhof in Allersheim beerdigt.
1875 zählte due Judenschaft in Rottenbauer noch 16 Personen. Um 1900 muss sich die Gemeinde aufgelöst haben; das Synagogengebäude – von einem christlichen Privatmann erworben und später als Scheune genutzt - wurde in den 1970er Jahren abgerissen.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind zwei gebürtige Rottenbauer Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Nennung de beiden Personen siehe: alemannia-judaica.de/rottenbauer_synagoge.htm).
In der wenige Kilometer nördlich Würzburgs gelegenen Ortschaft Estenfeld gab es ebenfalls eine kleine jüdische Kultusgemeinde, die aber nie mehr als etwa 50 Mitglieder zählte. Zu Beginn der 1930er Jahre lebten am Ort noch 16 Einwohner mosaischen Glaubens.
[vgl. Estenfeld (Bayern)]
In Zell/Main - wenige Kilometer mainabwärts von Würzburg - war eine jüdische Gemeinschaft von 1818 bis 1908 beheimatet. Im Mittelpunkt jüdischen Lebens am Ort stand im 19.Jahrhundert die Familie Rosenbaum.
Mendel Rosenbaum (geb. 1782 in Theilheim, gest. 1868) - auch unter dem Namen Mendel Zell bekannt - gründete in Zell gemeinsam mit seinen zwei erwachsenen Söhnen eine Jeschiwa (orthodoxe Religionsschule); einer ihrer ersten Schüler, Moses Weißkopf, amtierte später als Rabbiner in Paris. Die Rosenbaums genossen großes Ansehen bei den israelitischen Gemeinden und beeinflussten von hier wesentlich die Entwicklung des religiös-orthodoxen Judentums im bayrischen Raume.
Die kleine Gemeinde, die in dem ehemaligen Kloster Unterzell, dem sog. „Judenhof“, lebte, besaß einen Betsaal, eine Mikwe und einen Friedhof im Bereich des Küsterberges; im 19.Jahrhundert wurde der jüdische Friedhof in Schwanfeld genutzt.
Der Judenhof - Ausschnitt einer hist. Postkarte, um 1900 (Sammlung J.Hahn)
Nachdem die jüdischen Familien verzogen waren, wurde schließlich 1908 die Gemeinde aufgelöst.
Ein privater „Freundeskreis der Zeller Laubhütte“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die historische Laubhütte der Familie des Reb Mendel Rosenbaum (1783-1868)* im sog. "Judenhof" zu erhalten.
* Die Familie Rosenbaum lebte ab ca. 1820 im Anwesen Judenhof 1 in Zell. Zusammen mit seinen beiden Söhnen gründete Mendel Rosenbaum (er war Händler u. Besitzer einer Nagelschmiede) eine Talmudschule, die bei den orthodox-geprägten Gemeinden Bayern hohes Ansehen genoss.
Mit Hilfe eines Zuschusses aus dem Bayerischen Städtebauförderungsprogramm konnte die Marktgemeinde Zell die umfangreichen, mit hohen Kosten verbundenen Restaurierungsmaßnahmen an der Sukka im Jahre 2018 zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. In der Unterzeller Laubhütte wird das fast 100-jährige Leben und Wirken der Familie Rosenbaum dokumentiert.
In Neubrunn - einem Markt im unterfränkischen Landkreis Würzburg mit ca. 2.300 Einwohnern - wurden die Wurzeln einer kleinen Kultusgemeinde im ausgehenden 18.Jahrhundert gelegt. Bei der Vergabe der Matrikel (1817) waren zehn jüdische Haushalte verzeichnet, deren Lebenserwerb vornehmlich im Kleinwarenhandel, Vieh- u. Lederhandel und Schlachtgewerbe bestand. Um 1850 zählte die Gemeinde ca. 50 Personen. Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten eine Synagoge mit Religionsschule und eine Mikwe. Verstorbene wurden auf dem israelitischen Friedhof im badischen Wenkheim beerdigt.
Mit der in der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts herrschenden Auswanderungswelle verließ auch ein Teil der jüdischen Familien sein Zuhause, um entweder in größere Städte zu verziehen oder nach Übersee zu emigrieren. Im Jahre 1875 lebten noch 15 Juden in Neubrunn; kurz vor dem Ersten Weltkrieg waren es nur noch sechs.
Im Zusammenhang der Gemeindeauflösung wurde 1911 das Synagogengebäude veräußert; im Volksmund soll das Haus heute noch als „Judenschule“ bezeichnet werden.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind fünf aus Neubrunn stammende jüdische Bewohner Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/neubrunn_synagoge.htm).
Weitere Informationen:
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Herz Bamberger/Simon Bamberger, Geschichte der Rabbiner der Stadt Würzburg und des Bezirks Würzburg vom 12.Jahrhundert bis auf die Neuzeit, Würzburg 1906
David Weger, Die Juden im Hochstift Würzburg während des 17. und 18.Jahrhunderts, Dissertation Würzburg 1920
Markus Bohrer, Die Juden im Hochstift Würzburg im 16. und am Beginne des 17.Jahrhunderts, Dissertation Freiburg 1922
Moses A. Szulwas, Die Juden in Würzburg während des Mittelalters, Berlin 1934
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Birgitt Grieb-Lohwasser, Jüdische Studenten u. Antisemitismus an der Universität Würzburg in der Weimarer Republik, Zulassungsarbeit Universität Würzburg, 1981
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Projektgruppe “Wir wollen uns erinnern” (Bearb.), Denkort Aumühle – Unterfranken gedenkt seiner deportierten Juden, Hrg. Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, online abrufbar unter: johanna-stahl-zentrum.de/aktuelles/15282.DenkOrt-Aumuehle---Unterfranken-gedenkt-seiner-deportierten-Juden.html
Gisela Burger (Red.), Stationen der Erinnerung, in: “Jüdische Allgemeine” vom 28.9.2017
Christian Schauer (Red.), Juden in Würzburg und Umgebung – Schwerpunkt Auflärung, online abrufbar unter: schauerchristian.wordpress.com (Anm. Chr. Schauer hat zahlreiche Aufsätze ins Netz gestellt, so u.a. auch “Alzenau und Gunzenhausen in der NS-Zeit")
Marie-Therese Reinhard, Kontinuität nach der Katastrophe? Die Israelitische Kultusgemeinde in Würzburg von 1945 bis 1992, in: "Schriften des Johanna-Stahl Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken", Würzburg 2017
Israel Schwierz (Red.), Renovierung an der Laubhütte der früheren jüdischen Gemeinde in Zell/Main, in: haGalil.com vom 21.3.2018
Israel Schwierz (Red.), Neue Gedenkstätte an die Opfer der Shoa in Würzburg, in: haGalil.com vom 18.5.2018
Matthias Ernst (Red.), Zell. Eine Laubhütte zeugt vom Erfindungsreichtum der Juden, in: “Main-Post” vom 5.10.2018
Markt Zell a. Main (Hrg.), Rosenbaumsche Laubhütte – Informationspunkt für jüdische Kultur und Geschichte. Faltblatt, online abrufbar unter: zell-main.de/fileadmin/Dateien/PDF-Dateien/Freizeit/Rosenbaumsche_Laubhuette_klein.pdf
Melina Bosbach (Red.), Stolpersteine für NS-Zwangsarbeiter in Würzburg verlegt, in: BR24 vom 6.4.2019
Karl-Georg Rötter (Red.), Ein DenkOrt soll den Würzburger Ringpark aufwerten, in: “Main-Post” vom 29.6.2019
Jochen Wobser (Red.), Würzburger Denkmal für deportierte Juden: Standort ist gefunden, in: br.de vom 5.7.2019
Karl-Georg Rötter (Red.), Warum der DenkOrt Aumühle jetzt einen neuen Namen hat, in: “Main-Post” vom 26.8.2019
Daniel Staffen-Quandt (Red.), Mahnmal für deportierte Juden in der NS-Zeit am “DenkOrt Deportationen” in Würzburg, in: “Sonntagsblatt 360° Evangelisch” vom 25.11.2019
Andreas Köster (Red.), Gedenkstele: Vom Judenplatz zum Marktplatz, in: "Main-Post” vom 2.12.2019
Israel Schwierz (Red.), Neue Gedenkstele für die frühere jüdische Gemeinde in Würzburg, in: haGalil.com vom 18.12.2019
Susanne Vankeirsbilck (Red.), Der DenkOrt Deportationen 1941 – 1944 ist soweit fertig, in: „Main-Post“ vom 26.3.2020
Olaf Przybilla (Red.), Der Hauptbahnhof wird zum „DenkOrt“ aus Gepäckstücken, in: „Süddeutsche Zeitung“ vom 16.6.2020
Jessica Hänse (Red.), "DenkOrt Deportationen 1941-1944" eingeweiht, online abrufbar unter: wuerzburgerleben.de vom 18.6.2020
Israel Schwierz (Red.), Neues Denkmal für unterfränkische Opfer der Schoah, in: haGalil.com vom 22.6.2020
Patrick Wötzel (Red.), Würzburg. Symbol für 202 deportierte jüdische Mitbürger, in: “Main-Post” vom 29.10.2020
Susanne Vankeirsbilck (Red.), Neue Stolpersteine erinnern an jüdisches Pflegeheim, in: “Main-Post” vom 29.1.2021
Tourismusverband Franken e.V. (Hrg.), Schalom Franken! - Begegnungen mit der jüdischen Kultur - Broschüre, Febr. 2021
Daniel Staffen-Quandt (Red.), In keiner bayrischen Kommune liegen so viele Stolpersteine wie in Würzburg, in: “Sonntagsblatt 360° Evangelisch” vom 10.3.2021
Carolin Hasenauer (Red.), Weitere Stolpersteine erinnern an Deportationen aus Würzburg, in: BR24 vom 18.3.2021
Roland Flade (Red.), Würzburg: neue Stolpersteine erinnern an jüdisches Sozialzentrum, in: “Main-Post” vom 19.3.2021
Stefan W. Römmelt (Red.), Mosaik des Gedenkens – 40 neue Stolpersteine und eine Schwelle erinnern an deportierte und ermordete Juden der Stadt. in: “Jüdische Allgemeine” vom 25.3.2021
Roland Flade (Red.), Würzburg. Jüdisches Leben in Unterfranken: Zwischen Integration und Verfolgung, in: "Main-Post” vom 16.5.2021
epd/Evang. Pressedienst (Red.), Würzburg: 32 neue Koffer. Die Gedenkstätte DenkOrt Deportationen wird erweitert, in: “Jüdische Allgemeine” vom 24.9.2021
Roland Flade, Dem Leben dienen – Die Ritaschwestern und die Würzburger Juden, Würzburg 2021
Tabea Goppelt (Red.), Zum 30.Mal werden in Würzburg Stolpersteine verlegt, in: “Main-Post” vom 12.11.2021
Carolin Hasenauer (Red.), Vor 80 Jahren: Erste Deportationen aus Würzburg, in: BR 24 vom 25.11.2021
Steffen Heidrich (Bearb.), Transnationale Gemeinden? Der Einfluss jüdischer Remigration und Diaspora auf die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Dresden und Würzburg nach 1945, in: „Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung“, 15/2021
Ernst Lauterbach (Red.), Zum 31.Mal: Neue Stolpersteine in Würzburg für die Opfer nationalsozialistischer Gewalt, in: „Main-Post“ vom 26.6.2022
Markus Erhard (Red.), 32.Verlegung von Stolpersteinen in Würzburg, in: „Main-Post“ vom 25.11.2022
Torsten Schleicher/Rotraud Ries (Red.), Der Weg in die Vernichtung vor 80 Jahren. Die letzten Würzburger Jüdinnen und Juden werden deportiert, in: „Main-Post“ vom 16.6.2023
N.N. (Red.), Gedenken. 696 Stolpersteine erinnern in Würzburg an Nazi-Opfer, in: „Süddeutsche Zeitung“ vom 18.7.2023
Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Hrg.), Jüdische Ärzte in der NS-Zeit, Pressestelle der JMU vom 19.4.2024
Rotraud Ries (Red.), Letzte Wohnstätte Würzburger Juden vor der Deportation: Ist die Bibrastraße 6 ein vergessener Erinnerungsort? in: „Main-Post“ vom 17.6.2024